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Karl May wird am 25. Februar 1842 als 5. Kind einer Weberfamilie im Sächsischen Ernstthal geboren. Kurz nach seiner Geburt erblindet er. Neun seiner dreizehn Geschwister sterben bereits in frühem Kindesalter. Seine Eltern sind bitterarm. Sie vermögen ihre Familie kaum zu versorgen. Karls Kindheit zu Hause ist hart und streng. Ganz nach dem Erziehungsstil dieser Zeit werden die Kinder oft geschlagen und hart bestraft.
1847 wird Karl von seiner Blindheit geheilt. Als die Schulzeit für ihn beginnt, hat er auf Befehl seines Vaters Tag und Nacht für die Schule zu lernen und bekommt zu all dem noch zusätzlichen Unterricht in Musik und Komposition. Trotz seines überfüllten Zeitplanes beginnt er als Zwölfjähriger heimlich Abenteuer-Romane zu lesen. Die Flucht in die Phantasie hilft ihm mit seinem schweren Leben besser fertig zu werden. Für Karl verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasie. Er begibt sich in einen Zustand, der ihn sein ganzes Leben nicht mehr loslassen sollte.

Nach Abschluss der Schule tritt Karl ins Lehrerseminar Waldenburg ein. Wegen Diebstahls von sechs Kerzen für seine armen Eltern, wird er der konfessionellen Schule verwiesen. Mit der Hilfe des Pfarrers wird seinem Gnadengesuch vom Kultusministerium statt gegeben. Im September des Jahres 1861besteht er sein Lehrerexamen mit der Note „gut“ und erhält zugleich eine Anstellung als Hilfslehrer. Am 26 Dezember wird er wegen Diebstahls zu einer sechswöchigen Freiheitsstrafe verurteil. Seine Berufliche Laufbahn war somit besiegelt. Das Kultusministerium entzieht ihm die Lehrerbefugnis. Er wurde aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen.
Nach seiner Haft verliert Karl vollends den Boden unter seinen Füssen. Psychische Störungen machten ihn leidend. Er zieht mit einer Theatertruppe zieht er durch die Lande, begeht kleinere Diebstähle und Betrügereien. Prellt bei Gastwirten die Zeche und gibt sich als vermögender Arzt aus. Karl wird gestellt und zu 4 Jahren Haft in einem Arbeitshaus verurteilt.
Nach seiner frühzeitigen Entlassung setzt er seinen alten Lebenswandel fort. Immer wieder gibt er sich für andere aus, lebt zwischen Normalität und Wahnsinn und begeht immer wieder kleinere Straftaten, bis er erneut verhaftet wird und wegen Landstreicherei zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt wird. Im Zuchthaus stellt man fest, das Karl May unter starken Bewusstseins- und Identitätsstörungen leidet und wird in die Isolierhaft gesetzt. Die Freundschaft mit dem Gefängnispfarrer rettete ihn am ende. Karl findet zur Religion und spielt die Orgel in der Gefängniskirche. So kommt ihm die musikalische Ausbildung zum erten mal zugute. 1874 wird er aus dem Zuchthaus entlassen und in der Folge sollte sich sein Leben wieder zum Besseren entwickeln.
Nach seiner Entlassung schreibt Karl May seine erste Erzählung „Die Rose von Ernsthal“, die auch gleich veröffentlicht wird. Daraufhin bietet im ein Verlag die stelle eines Redakteur an. Karl schreibt in der Folge wie besessen, eine Erzählung nach der anderen. Seine Literarische Produktion scheint unerschöpflich. Nach und nach entwickeln sich in seiner Phantasie die Figuren, die später die Helden seiner Romane werden sollen.
1875 erscheinen die ersten Winnetou-Erzählungen. „Old Firehand“ war geboren. 1879 begegnen wir zum ersten Mal „Old Shatterhand und 1881 tauchten zum ersten Mal „Kara Ben Nemsi“ und sein Diener „Hadschi Halef Omar“ auf.
Sein Leben wird allmählich stabiler. 1879 heiratet er seine erste Frau, Emma Pollmer. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts, kann Karl bereits recht gut von seinen Büchern und Erzählungen leben. Er bekommt gute Verträge und kann sich sogar eine Villa mit Hausmädchen leisten. Und er arbeitete weiterhin geradezu besessen an immer neuen Werken. Allein im Jahre 1889 schreibt er 3770 Manuskriptseiten.
Er identifiziert sich sehr stark mit der Figur des Old Shatterhand, in der er seine eigene traurige Kindheit verarbeitet und mit der er viele seiner unerfüllten Träume auslebt. 1895 kauft er sich ein grosses Haus in Radebeul, das er „Villa Shatterhand“ nennt. Auch in dieser Phase seines Lebens vermischen sich Realität und Phantasie.
In seinem Alter verlaufen die Jahre für Karl May sehr wechselhaft. Auf der einen Seite kann er sich jetzt diese Reisen leisten, für welche er vorher weder Zeit noch Geld dazu hatte. 1898 bricht er zu seiner ersten Orientreise auf, welche ihn bis nach Indonesien führte. 1899 lernte er Italien und die Türkei kennen.
Am 9.4.1900trifft er in Port Said ein und reist weiter nach Kairo und Gizeh. Am 30.4.1900 verlasst er wiederum Port Said in Richtung Israel. Weiter in den Libanon und nach Syrien.
1908 besuchte er zum einzigen Mal Amerika. Seine Reise führte ihn jedoch nur der Ostküste entlang. Seinen geliebten Wilden Westen wird er nie zu Gesicht bekommen.
Gelegentlich veröffentlicht er noch neue Erzählungen. Aber um die Jahrhundertwende setzten heftige Angriffe der Presse gegen seine Person und seine Bücher ein. Seine Gegner werfen im Unsittlichkeit, religiöse Heuchelei, Selbstreklame und sogar seine Strafen vor. Diese Anfeindungen sollen Karl May bis zu seinem Tode begleiten und führen wieder verstärkt zu psychischen Störungen und allerlei anderen Erkrankungen. Seine Zeit als Schriftsteller beginnt langsam abzulaufen. Der Versuch in seinem literarischen Spätwerke philosophische Fragestellungen zu diskutieren, scheitert. Die Bücher verkaufen sich nicht gut.
Am 30. März 1912 stirbt Karl May im Alter von 70 Jahren in seiner Villa „Old Shatterhand“
Karl May hat uns nicht nur seine schriftstellerischen Werke hinterlassen. Seine zusätzliche, vom Vater aufgezwungene Zusatzausbildung hat ebenso bleibende Früchte hinterlassen, wie seine Welt der Phantasie.
So komponierte Karl May geistliche und weltliche Werke. Chormusik die auch in reinen Orgelfassungen zu hören sind. Neben weiteren Werken nachfolgend einige die auf Tonträgern erhältlich sind.
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Dresdener Kreuzchor interpretiert Karl May; CD: Karl-May-Museum 1992
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Eine Matinée an der Silbermann-Orgel der Kathedrale zu Dresden über Karl Mays „Ave Maria“ und „Vergiss mich nicht“. Organist: Johannes Ricken. CD: Motette 1992
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Karl Mays Kompositionen, Collegium Canticum Dresden, Leitung: Klaus Holzweissig, Motette CD 50741
Zusammengestellt und bearbeitet:
Hans Wüthrich.