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Die historische Bedeutung dieses Kindkönigs, der mit 9 Jahren zum Herrscher Ägyptens wurde, ist eher gering und liegt in dem unter ihm vollzogenen Übergang von der Amarna- in die Nachamarna Zeit. 

Noch bevor sein zweites Regierungsjahr vollendet war, wurde Amarna verlassen. Die Bauarbeiten an seinem Grab wurden eingestellt. Zur neuen Residenz wurde Memphis.

Im Zentrum der von Tutankhamun repräsentierten Politik stand die Restauration der Kulte.  Schon in Amarna zeichnete sich die Abwendung von dem allerdings immer noch verehrten Aton ab.

 

Durch die Entdeckung seines beinahe unberührten Grabes mit seinen Schätzen im November 1922 durch Howard Carter, wird Tutankhamun zum vielleicht berühmtesten König Ägyptens. Obschon die Amun-Priesterschaft systematisch versuchte seinen Namen zu vernichten, hat er Unsterblichkeit erlangt.

Genau so, wie es die Grabinschriften prophezeiten: „Den Namen der Toten aussprechen heißt, sie ins Leben zurückrufen.“ 

 

Zuerst konnte ich gar nichts sehen, da die Kerzen in der heißen Luft, die aus der Kammer strömte, zu flackern begann. Aber als sich meine Augen allmählich an das Licht gewöhnten, traten die Einzelheiten des Raumes langsam aus dem Dunst hervor, sonderbare Tiere, Statuen und Gold – überall glitzerte Gold.“

Mit diesen Worten beschrieb Howard Carter den ersten flüchtigen Blick auf die zweifellos größte archäologische Entdeckung aller Zeiten.

 

‚Eigenartigerweise schätzen die Menschen Fiktionen mehr als Fakten,’ schrieb Michael Carter in seinem Buch über die Entdeckung des Grabes. ‚Trotz all der fantastischen Pracht und Herrlichkeit, die das Grab des Königs offenbarte, verlangte die Öffentlichkeit nach mehr. Sie suchte und fand es in einem Fluch – es war kein Fluch, den die alten Priester hinterlassen hatten, sondern ein Fluch, der in der Fantasie geboren war. Als sich unter den Männern, die mit der Ausgrabung zu tun hatten, einige merkwürdige Todesfälle ereigneten, schlugen die Journalisten zu und spielten sie zu Schlagzeilen hoch. Die Öffentlichkeit, die die Nachrichten über die Ausgrabung mit Genuss verschlungen hatte, führte sich mit dem gleichen Behagen die Sensationsmeldung von dem „Fluch der Pharaonen“, wie eine Zeitung es formulierte, zu Gemühte.’

 

Heute ist von diesem Fluch, der in der Fantasie entstand, außer einigen nicht zwingend sehenswerten Filmen nichts übrig geblieben. Überall auf der Welt erfreut man sich viel mehr der Kostbarkeiten, welche die Wanderausstellungen uns zeigen, oder man bestaunt die Schätze des Königs im Ägyptischen Museum.

 

Doch Tutankhamun war und ist auch beteiligt and Dingen, Situationen oder Werken, welche die Öffentlichkeit bis jetzt nicht kennt.

So könnte es auch wahrscheinlich sein, dass die legendäre Buchhandlung Lehnert & Landrock durch die Entdeckung des Grabes von Tutankhamun eine gute Basis fand, sich im Jahre 1924 hier in Kairo zu etablieren.

 

Dr. Edouard Lambelet schreibt in seinem neusten Buch: ‚Wenn Lehnert und Landrock sich 1924 in Kairo niederlassen konnten, dann wahrscheinlich als Folge der Entdeckung des Grabes von Tutankhamun. Lehnert hätte es vorgezogen, nach Tunesien zurückzukehren. Als brillanter Portraitfotograf arbeitete er sehr gewissenhaft, jedoch ohne viel Begeisterung in einem Land, in dem die Menschen sich nicht gerne fotografieren ließen. 1930, in dem Jahr, als die letzten Funde in das Kairo Museum verfrachtet wurden, verließ er Ägypten, um nach Tunesien zurückzukehren. Landrock führte weiterhin die Buchhandlung mit Hilfe seines Stiefsohnes Kurt Lambelet. Beide verfolgten den Plan, die erste illustrierte Ausgabe über Tutankhamun herauszugeben. Im Juni 1944 mussten beide feststellen, dass diese Absicht sich leider nicht verwirklichen lassen würde.’

Landrocks Vision war noch viel anspruchsvoller. Nicht nur die erste illustrierte Ausgabe über Tutankhamun sollte entstehen, sondern viel mehr, die erste Ausgabe mit farbigen Bildern.

Nach und nach hatte Landrock die schönsten Gegenstände aus dem Grab fotografisch festgehalten. Die wertvollsten Bilder wurden einem ganz speziellen Verfahren zugeordnet. Der Hintergrund wurde durch Retusche ausgeblendet. Ein Kolorist in Deutschland übernahm die Aufgabe, die Schwarzweißbilder so originalgetreu wie nur möglich zu kolorieren. Zurück in Kairo verglich Landrock die bemalten Bilder mit den ausgestellten Exponaten im Museum und gab, wo nötig, Anweisung zur Verbesserung der Kolorierung.

Die von Landrock für gut befundenen, kolorierten Bilder wurden einem Verleger in Deutschland zum Druck übergeben. Doch im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges wurde auch das Verlagshaus bombardiert und das Werk wurde nie publiziert. Sogar die für den Druck bearbeiteten und geretteten Klischees gingen verloren.

Dr. Edouard Lambelet erzählte mir, dass ab und zu, wenn er im Archiv weilte, ihm Bilder in die Hände fielen, welche sich nicht zuordnen ließen, obschon einige Stempel und Stichworte vorhanden waren. Erst durch den Kontakt mit der Gemeinde Reinsdorf konnte das Geheimnis dieser Bilder gelüftet werden.

 

‚Reinsdorf ist die Heimatstadt von Ernst Landrock’, 

erzählt Dr. Edouard Lambelet in seinem Buch

‚2001 nahm Herr Steffen Ludwig, Bürgermeister von Reinsdorf, erstmalig Kontakt mit der Buchhandlung Lehnert & Landrock auf, und es begann eine freundschaftliche Beziehung mit der Buchhandlung  und der Gemeinde Reinsdorf.

Die Erben des besten Freundes von Landrock in Reinsdorf, Fritz Schauer, waren im Besitze eines Schreibens aus dem Juni 1944. Dank dieses Dokumentes konnten wir das Geheimnis, das über seinen von Hand kolorierten Fotos schwebte, lüften. Daher sind wir nunmehr in der Lage, dieses Werk, das Landrock bereits in Angriff genommen hatte, jedoch wegen des zweiten Weltkrieges nicht zu Ende führen konnte, zu publizieren.’

TutAnkhAmun - und die Macht der Symbole – ein Buch mehr über diesen König, als wenn es nicht schon genug davon gäbe.

Ja, das war mein erster Gedanke, als ich dieses Werk erstmalig und unwissend in meinen Händen hielt. Als ich aber darin zu blättern begann, wurde mir bewusst, dass dieses Werk eine andere Dimension aufweist. Ich sah Bilder aus dem Grabschatz, wie ich sie zuvor noch nie gesehen hatte. Das Geheimnis offenbarte sich mir sehr schnell. Und als ich sogar einige der handkolorierten Originale bestaunen durfte, wusste ich, dieses besondere Buch würde einen Ehrenplatz in meinen Regalen zugewiesen bekommen.

Nicht nur die Bilder sind von einmaliger Sonderheit. Dr. Lambelet hat mit Erfolg versucht, die Bedeutung dieser Gegenstände und die enthaltenen Symbole uns auf eine Art und Weise näher zu bringen, dass selbst wir Laien verstehen können, welche Bedeutung die Gegenstände und deren Symbole hatten.

Ich denke, vielen wird es so ergehen wie mir. Immer, wenn ich die Buchhandlung besuche, kann ich sie nicht verlassen, ohne noch einen Blick in den hinteren Raum zu werfen, in welchem die wunderbaren Bilder aus längst vergangener Zeit zu bestaunen sind.

Nun hat uns die „legendäre Institution“ Lehnert & Landrock durch Herrn Dr. Edouard Lambelet eine weitere Kostbarkeit zu Füßen gelegt. 

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